Kleine Jungs wollen schnelle Autos. Am liebsten die roten mit den Flammen auf der Seite. Oder auch die von Matchbox, die im Wasser die Farbe wechseln. Wenn kleine Jungs etwas älter werden, dann wissen sie auch, dass es diese Autos oft nicht im echten Leben auf der Straße gibt. Da gibt es zwar Monstertrucks, aber keine Autos, die sich in ein Flugzeug verwandeln können. Auch nicht in einen Roboter. Und schon gar nicht gibt es Busse, die von Schildkröten gefahren werden.
So traurig das auch ist, so sehr freut es die kleinen Racker natürlich, dass sie die schnellen Autos von der Autobahn, die Papas Volvo immer überholen, nun auch im Kinderzimmer wiederfinden.
Bei vielen manifestierte sich in eben genau dieser Zeit das Bild eines Traumwagens. Für manche war es der 911, der als G-Modell so oft schon gegen den Jeep Renegade des besten Freundes auf dem Fußboden das Rennen gewonnen hatte. Oder: Wenn man ganz innovative Eltern hatte, dann war es gar ein VW Buggy, der durch den Sandkasten feuerte. Immer extrem schnell und immer extrem hoch fuhren und sprangen diese wilden Kisten. Auf Beulen musste damals noch niemand achten.
Doch irgendwann wurden aus den kleinen Jungs junge Männer und man wusste ganz genau, was man sich später mal gönnen würde. Für den einen saß der Porsche tief verwurzelt im Gedächtnis fest. Andere spekulierten auf den Datsun der Großeltern oder man wollte doch unbedingt mal irgendwann eine Corvette haben.
Später standen dann jedoch nicht die feuchten Träume aus der Spielkiste in der Einfahrt, sondern eher praktische und familienkompatible Geschosse.
Ford Galaxy Diesel oder Dacia Logan Kombi. Die Ziele von damals waren die Erinnerungen von heute.
Da wundert es kaum, dass der ein oder andere im Hier und Jetzt einmal ausbrechen will und ganz tief in die Trickkiste greift. Denn Porsche 911 und C3 Corvette hatten schließlich schon die Streber aus der ersten Bank längst im Doppelparker stehen. Individualität? Eher Mangelware und so erstrebenswert wie die gefälschten Nike Air in Phukets Einkaufsmeilen.
Gerd Braun hingegen hat es richtig gemacht. Er griff zu einem VW Käfer aus dem Jahre 64 und schnitt mit flinken Fingern das Häuschen einfach ab. Da er kein Cabrio wollte, stülpte er den Deckel eines 62er Käfers über die traurigen Reste und kümmerte sich um all das, was den TÜV-Prüfer ansonsten sonst so freut. Bremsen, Reifen, hier und da ein bisschen Rost. Als all das getan war, war es Gerd nicht genug. Er griff erneut zu seinem Werkzeugkasten und öffnete seine Garage. Da stand er nun. Eierschalenweiß und mit stolzer Brust den Chrom-Zierrat tragend. Doch das reichte nicht. Der Käfer sollte eine verstellbare Vorderachse bekommen und wurde auch durch Verdrehen der Drehstäbe im Heck dem Boden ein ganzen Stück näher gebracht. Wehe dem, der den Bordstein übersah.
Genau die richtige Kur also, wenn man stilgerecht mit dem dünnen Lenkrad in der Hand durch die Altstadt knattern möchte. Und knattern kann er gut, der 1300er Boxer, der im Heck gewaltige 40 Pferde in den Asphalt reibt. Wir sagen: Daumen hoch Gerd. Wir wollen mehr von dir sehen! Und damit sind nicht nur die atemberaubenden Fotos gemeint, die du eben mal so aus dem Handgelenk schießt.