Es passiert schonmal, dass man tief in die Tasche greift, die Hand darin kreisen lässt und dann mit Mühe und Not noch den letzten Groschen für den funkelnden Traumwagen auf den Tresen legt.
Ein paar dicke Scheinen wechseln den Besitzer und man fährt mit einem breiten Grinsen und einem fest umklammerten Fahrzeugbrief nach Hause. In den meisten Fällen sitzt man dann auch noch hinter dem Steuer. Oftmals steht der Wagen aber auf dem Hänger hinter einem und wird durch den Rückspiegel keine Sekunde aus den Augen gelassen.
Wir gehen aber einmal davon aus, dass alles klappt und das neue Gefährt mit vollgepumpten Reifen und brummenden Motor auf eigener Achse den Weg in die neue Unterkunft findet.
Die heimische Garage ist dann meist noch nicht so gut bestückt und das neue Gefährt samt eventuellen Ersatzteilen wir mal schnell eingeparkt. Es ist ein längerer Prozess, sich auf den neuen besten Freund einzustellen. Vielleicht hat man auf die Schnelle einen alten Küchentisch zur Werkbank umfunktioniert, oder schraubt ein paar Billys an die Wand, um alles ordentlich zu verstauen.
Eine Fahne des Herstellers ist auch mal eben aus der Schublade gezogen und an die Wand gehängt.
Schon hat man die besten Vorraussetzungen, um seinen neu erworbenen Traumwagen mit ein bisschen Spucke, vielen Nerven und reichlich Kleingeld wieder bereit für die Fahrt zum Eissalon zu machen.
Klar, Ersatzteile sind nicht immer griffbereit und so wird improvisiert: Die Felgen vom Vorgänger, Sitze von Recaro (meist von einem alten E30 - die sind schick, passen mit umgeschweißten Sitzschienen dann doch eben auch irgendwie rein) und schlussendlich wird die Farbrolle mit einer so ähnlich aussehenden Farbe mal eben über die Rostpickel geschwungen. Pitsch Patsch. Na also, geht doch.
Nach gut 5 Jahren der Pfuscherei ist dann die Frau weg (eh klar, weil man meist in der Garage mit 4, 5 Bier die Abende verbracht hat) und das Geld ist alle. Da haben doch die meisten Baustellen an der Karre mehr Taler verschlungen als zuvor angenommen. Aber wer hätte das gedacht…
Du nimmst also die restlichen Kröten und schaffst dir irgend eine Karre für den Alltag an. Einen Golf III Variant oder wenn du Glück hast, den alten 206 vom Nachbarn. Denn mit deinem edlen Ross willst Du dann doch nicht den täglich Weg zur Arbeit beschreiten. Zu groß ist die Gefahr, dass wieder was dran kaputt geht und Du mal wieder mit defektem Anlasser an der Kreuzung stehst. Doof, wenn dann kein Hammer in Griffnähe liegt, mit dem Du mal eben Abhilfe schaffen kannst.
Die Garage ist übrigens auch schon längst gekündigt. Ein Opfer der schnellen Scheidung unter Tränen. Ohnehin ist das Hobby jetzt nichts mehr für Dich. Aber so wirklich trennen willst du Dich von Deinem Schatz dann auch nicht.
Aus dem einst so glanzvollen Schmuckstück wird ein Laternenparker, abgestellt irgendwo ein paar Straßen weiter, wo Du ihn schon lange nicht mehr gesehen hast.
Längst vergessen sind die schönen Stunden in trauter Zweisamkeit. Kein Gedanke ist mehr an den Chrome und das Leder verschwendet. Du hast besseres zu tun. Deine Jungs am Büdchen brauchen Dich jetzt mehr denn je.
Schade eigentlich, denn Dein Opel GT von 1973 fühlt sich dabei nicht gerade wohl, so abtrünnig unter dem Laub vom Vorjahr einfach abgestellt und vergessen worden zu sein.
Aber vielleicht kommt ja doch bald ein Retter vorbei, der tief in die Tasche greifen wird, um den GT aus dem Winterschlaf zu befreien. Um endlich seinen Traumwagen zu fahren. Aber Obacht: Hier steckt viel Arbeit drin. Aber wer hätte das gedacht…