17

Der Käfer

Deutschlands Auto Nummer 1

Mein lieber Scholli, dieses Knattern hört einfach nicht auf. Als der leicht patinierte 1303 wie ein Sack Nüsse um die Kurven zieht und man sich beharrlich am Lenkrad festklammert, ja spätestens jetzt wird einem klar, dass man in eigentlich dem deutschen Auto sitzt.
Es gibt, und da wiederhole ich mich gerne, kein anderes Auto, dass so oft und mit störrischer Verbissenheit auch wirklich jedes Mal in jedem deutschen Oldtimerblatt abgelichtet wird, wie der VW Käfer. Der Käfer ist Deutschland und Deutschland ist Käfer.
Mit Boxermotor, mit Qualmendem Auspuff und mit Mexiko. Ohne den Käfer können wir Deutschen einfach nicht. Das Ding ist wirklich für uns. Ehrlich. Gäbe es den Käfer nicht, es gäbe kein 911. Und gäbe es den 11er nicht, ja was würde überall im Spint neben dem Foto der Frau Gemahlin hängen? Ein W123 vielleicht? Der Ford Scorpio? Vielleicht Eine Schwalbe? Macht alles keinen Sinn und klingt einfach falsch. Der Käfer ist schlicht und ergreifend das Auto, welches wir von früher kennen und was so ziemlich jeder mit guter Laune und guter Erinnerung verbindet. Die einen haben darin fahren gelernt, die anderen darin das erste mal geküsst. Der nächste versuchte mit breiteren Reifen und Lametta den Weg zur Eisdiele als erster zu gewinnen. Selbe die Spätgeborenen kennen den Krabbler noch aus Opas Zeiten. Käfer ist Kult. Eh klar.

Kopfstützen, Außenspiegel, Radio, Zentralverriegelung, Schiebedach, Scheibenbremsen, Porschemotor. Alles möglich. Von nackten Kassengestell bis hin zum seltenen Sammlerstück. Es gibt so ziemlich jeden Furz im und am Käfer. Alles. Sogar einen Blumenhalter.

Aber wie kam das eigentlich alles? Vor fast 80 Jahren wollten die Deutschen einen Wagen fürs niedere Volk. Robust und günstig. Also legte Porsche los und zimmerte erste Prototypen zusammen. Dabei wurde ein wenig nach rechts und links geschaut und kurzerhand sogar ein bisschen bei Tatra gemopst. Der Tatra 97 sah ein paar Jahre vorher schon sehr ähnlich aus und gab die Richtung für den Käfer vor.
Dieses kleine Detail spielte in der großen Geschichte allerdings kaum eine Rolle und so gelang es den Wolfsburgern einen Wagen zu bauen, der in die Geschichte eingehen sollte, wie kaum ein anderer.

Neben dem Hippie-Bus gab es den Hippie-Käfer. Es gab einen Buggy aus GFK auf Käferbasis. Die Leistung wurde mit sonderbaren Methoden vervielfacht. Egal auf welche Art und Weise. Der Käfer ist Basis und Ursprung allen Irrsinns.

Heute hingegen kümmern sich Spezialisten verteilt auf dem ganzen Globus darum, die kleinen Jungs wieder von den Schandtaten der 60er und 70er rein zu waschen und restaurieren liebevoll jedes Detail. Jede Schraube wird in hochwertiger Machart neu gefertigt.
Ein Türgriff aus dem ersten Baujahr? Eine Antenne von 1973? Der Sitzbezug passend zum Dachhimmel? Alles machbar. Die Oldtimerbranche boomt und mit ihr die Liebe zum Käfer. Vielleicht ist das der Grund, warum jedes Kind den Käfer kennt und jeder Silberrücken entzückt aufschaut, wenn ein noch so rostiger 03er durch die Straßen rasselt.

Es bedarf schlichtweg keine Erklärung, weswegen man einen Käfer in der Garage stehen hat. Niemand ist schockiert über den Kaufpreis. Es gibt keinen Neid und niemand ist einem böse, wenn der Käfer mal im Halteverbot steht. Probiert das mal mit einem alten Cherry oder versucht mal einen Alpine A310 bei der Freundin zu rechtfertigen. Eben. Käfer geht immer. Auch noch 100 Jahren.

Weitere Alltagseisen

Fragen? Anregungen? Eine eigene Geschichte, die es wert ist erzählt zu werden, oder einfach nur ein paar schöne Fotos von altem Blech zur Hand? Schreibt ein paar Zeilen. Jederzeit.

Yeah!

Vielen Dank für Deine Nachricht.

Wir melden uns schnellstmöglich zurück.
Falls wir gerade tanken oder Reifen wechseln kann dies einen Moment dauern.
Gute Fahrt.