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Peugeot J9 Van

Unterwegs mit Jean Jerome Délaplace

Psst, kommt doch mal her. Sehr ihr das? Unser Nachbar, der Jean Jerome Délaplace kocht wieder. Der kocht aber keine Bolognese und keinen Eintopf. Der brennt Schnaps.
Darf er zwar nicht, er ist aber Franzose. Und da gehört das zum Leben wie die Wurst aufs Brot.

Angefangen hat das vor ein paar Jahren schon. Da hat er das versteckt im Keller gemacht. Allerdings waren dort die Fenster wohl zu klein oder gingen nicht richtig auf. Auf jeden Fall ist er dort dann fast erstickt und seine Frau Dolore und konnte ihn gerade so noch rausziehen. Seit dem macht er das im Gartenhäuschen hinter dem Haus. Da ist mehr Platz. Allerdings auch von uns aus gut sichtbar.
Der alte Fuchs denkt wohl, dass ihn niemand sieht. Oder ihm ist es egal. Ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Aber dafür ein netter Typ. Echt jetzt. Und seine Blumen schauen auch immer sehr hübsch aus.

Na wie dem auch sei, auf jeden Fall hat er jetzt eine neue Karre. Ein Sprinter, nagelneu und mit großer Ladefläche für all sein krudes Zeug. Er gurkt damit ja immer rüber in die Heimat. So sagt er.

Nur die Geschichte, warum er nun einen neuen Stuhl hat, ist doch eigentlich die, die ich euch schon lange erzählen wollte.

Vor dem Benz besaß er nämlich einen Peugeot. Passte ja auch viel besser zu unserem Franzosen, einen J9 nämlich. So einen schicken alten mit Schiebetüren und Platz für die ganze Familie. Zumindest war das mal der Plan gewesen. Irgendwann riss er das alles raus und baute sich sein rollendes Walter White Mobil aus dem betagten Bus.
Ein paar Holzlatten, ordentlich verzurrt und überhaupt mit all dem Equipment, was man zum Schnapsbrauen unterwegs so braucht. Und dann ging es los auf die Reise mit Sack und Pack und immer Richtung Süden. Fusel verkaufen und so.

Das ging auch ein paar Mal gut, keine Frage. Irgendwann wussten aber auch die Freunde in Grün-Weiß etwas davon. Es war schließlich kaum zu vermeiden, dass unser Nachbar mit seinem mittlerweile in die Jahre gekommen Peugeot, womit er nicht gerade aussah wie der Eismann und auch keine Lollis an kleine Kinder verkaufen wollte, dann doch bekannt war, wie der bunte Hund von Baskerville.

So kam es, wie es kommen sollte, und ihm war die halbe Stadt auf den Fersen. Schließlich kam sein kleines Nebengeschäft nicht bei allen gut an. Dass die alte Schüssel mittlerweile überall rostet und schepperte machte ihm auch keine Freunde. Er packte also sein Hab und Gut, schickte seine Frau ins Hotel und verschwand erstmal für ein paar Jahre.
Jeder dachte, dass es den armen Kerl irgendwo erwischt hatte. Die einsame Dolore sah man auch nur noch selten, wenn sie auf dem Friedhof nach den Eltern schaute.
So ging also Tag um Tag ins Land und irgendwann verblasste die Erinnerung an Jean Jerome und das Abenteuer, dass er uns allen bescherte.

Und das Haus neben uns? Das stand die ganze Zeit leer. Bis dann irgendwann die Neuen kamen. Belgier so sagte man. Nette Leute. Aber so ganz glaube ich deren Geschichte nicht. Er, ein Gärtner und sie Floristin. Erzählten irgendwas von einem neuen Dünger, den sie im Garten ausprobierten.
Drum fuhren sie auch so oft nach Belgien rüber, auf die Märkte und schauten sich dort nach neuen Samen um.
Doch wer genau hin schaute, der erkannte das Lächeln Jean Jeromes unter dem blütenweißen Bart des neuen Nachbars. Keine Frage, der Kerl war wieder zurück gekehrt und machte einfach so weiter mit seinem Stöffchen. Vor den Augen aller. Ein Teufelskerl.

Weitere Alltagseisen

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