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Gran Canaria

Altblech auf den Kanaren

Irgendwann fand man heraus …

… dass unsere gefiederten Freunde im Winter gen Süden fliegen. Dort ist es wollig warm und sorgenfrei.
Man findet reichhaltige Nahrung und immer genügend Unterschlupf um sich ein Nest zu bauen. Irgendwann kommen sämtliche Vogelarten dann wieder zurück, sobald bei uns Gevatter Frost die Koffer gepackt hat und sich auf den Weg zurück ins ewig Eis macht. Einige zu schnell vergehende Monate später beginnt das ganze dann wieder von vorne. Winter, Frühling. Eklige Kälte, Vögel kommen und gehen. Wir kennen das ja.

Diesen Naturschauspiel als Vorbild zieht es auch uns im März auf die Kanaren, nach Gran Canaria. Dort scheint das ganze Jahr die Sonne. So sagt man es uns. Und tollen Fisch gibt es da ja auch. Und überhaupt ist alles grün und sorgenfrei und so weiter.
Jetzt muss man aber zur großen Verteidigung aller Jungen und Junggeblieben, die noch fern ab von Rente und Falten sind, sagen, dass es hier doch mehrere Ecken gibt. Die einen eben für all jene, die auf schöne Natur und schicke kleine Gässchen stehen. Die anderen voll mit deutschen Hotels für deutsche Greise mit deutschen Bieren und deutschen Schnitzeln. Wir sind zwar deutsch, aber noch nicht alt. Der Bierbauch und die Falten sind auch noch nicht da und deutsches Essen ist in der Heimat ja schon oft mehr schlecht als recht. Es geht also in den Norden. Der hat nicht so viel Sandstrand, nicht so guter Wetter, dafür aber auch nicht so viele Deutsche mit ihren deutschen Tugenden. Auch besser so.

Je weiter wir uns also dem Touristenheim entfernen, desto hübscher wird auch die Landschaft. Die Straßen werden enger und die Menschen freundlicher. Wir schlendern durch die zauberhafte Altstadt von Las Palmas und lachen über die ganzen Hipster, die uns mit einer Modelandschaft entgegen kommen, die entweder tief in den 90ern feststeckt, oder sehr weit und unverständlich nah in der Zukunft anzutreffen ist.
Die Jungs tragen Leggings, Wollmütze und Nasenringe. Die jungen Damen sind allesamt auf Plateausohle, bauchfrei und mit Karottenhosen unterwegs. Ein Mysterium auch, dass man hier bei 20°C seinem Hund einen Fleecepullover überzieht und den kleinen Vierbeiner meist auf dem Arm trägt. Auch Katzen werden hier auf der Straße Gassi geführt. Das Bier gibt es meist nur im Eimer und Weißbrot ist ohnehin das Einzige, das überall im Süden gleich ist.

Wenn Pärchen auftreten ist ganz klar zu sehen, dass Sie diejenige ist, die auf ihren Stil achtet und hochhackig durch die Straßen marschiert. Er hingegen ist mit Jogginghose eher der Lump. Muss wohl doch am Nasenring liegen.

Aus Sicht des Genossen Altblechs hat die Insel viel zu bieten. Hier ist klar zu sehen, dass der Spanier als solches Wert darauf legt, dass sein Hobel vor allem eines ist: Praktisch, unkaputtbar und funktional. Hier fahren keine Cayennes, hier parkt kein SUV am Wegesrand.
Entweder sind es die kleinen, die sich durch die Straßen quetschen, oder die richtigen Geländekanten, die aber dann auch im Dreck wühlen und die Berge erklimmen. Nissan Terrano und Mitsubishi Pajero stehen ganz weit oben auf der Liste der Lieblingsgefährten. Selbst die Taxis sind allesamt von Dacia und fast ausschließlich als Kombi unterwegs. Gut, außer im Süden natürlich. Denn die deutschen faltigen Touristen, die fahren ja nur etwas deutsches mit Stern. Als Stufenheck, ist eh klar. Taxibenze an jeder Ecke, egal wohin man schaut. Beige oder schwarz oder silber. Alt und oft aus deutscher Hand importiert.

Neben zahlreichen 4x4 aus den 1990ern sind es aber auch die vielen R4, R5 und die alten Citroens die das Straßenbild prägen. Entweder abgerockt, spiegellos und mit Tape am Leben gelassen, oder kreativ bemalt und mit Spoiler. Hier gibt es viel zu entdecken. Hauptproblem ist dann doch mehr der Rost, der aber an der Küste auch jeden der wenigen Jahreswagen in die Knie zwängt. Das aber schmerzfrei. Hauptsache die Kiste läuft. Und wenn das Sprit leer ist, die Bremsen versagen oder der Motor kocht, ruft auch niemand den ADAC, hier wird noch per Hand geschoben. Ehrensache. Alles erlebt. Und das direkt neben den Touristenburgen, in dessen Gärten die Alten am Pool liegen. Mit Blick aufs Meer. Skurril irgendwie.

Was also ist unser Fazit? Gehört man nicht zur lapidaren Pauschaltouristik und findet man nicht auf gut Glück ein nettes Eck irgendwo in der nördlichen Pampa, ja dann kann man diese Insel auch meiden. Hier gibt es sicherlich schönere Flecken Erde, die es zu entdecken gibt.
Der heißen Kartoffel gefällt es neben einem Schmorbraten ja auch wesentlich besser als direkt neben dem Kartoffelstampf.

Weitere Alltagsreisen

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