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Porsche 928

Porsche, Brüste & Probleme

Wie das Leben so spielt...

Nehmen wir an, Klaus war irgendwann mal ein Kind. Als Klaus ein Kind war, mochte er schnelle Autos. Sehr schnelle Autos. Als er etwas größer war, durfte er zwar Autos fahren, konnte sich aber keine schnelle Karre leisten. Also wartete Klaus eine ganze Weile, bis er das Geld zusammen hatte. Irgendwann aber kam seine Frau Agnes-Nicole in sein Leben und es war vorbei mit dem Traum vom schnellen Auto. Ein dicker Bus für die Kinder musste her. Irgendwas mit Chrysler und Voyager. Zumindest ein fettes Teil, das nur soff und pausenlos in der Werkstatt war. Doof, aber dafür auch eine Leidenschaft, die er sonst nicht ausleben durfte: The American Way of Life.
Motorradfahren verbot Agnes ihm übrigens komplett.

Dass Klaus und der Voyager nun ständig im Einsatz waren, lag auch daran, dass Agnes-Nicole und die 3 Kids schließlich ordentlich chauffiert werden wollten. Zur Schule, zum Tennis und Nachmittags dann ins Nagelstudio. Da verbrachte die Herzdame gerne die Zeit. Noch lieber als zu Hause sogar. Klaus merkte schon, dass da etwas nicht so gut lief, wie es Anfangs noch schien. Schade. Denn Agnes war wirklich ein Traum. Tolle Haare, ordentlich Vorbau und mit einem Grundwissen über Küchenromantik ausgestattet, dass selbst die Oma - Gott habe sie selig - blass geworden wären.

Die Kinder, das sind Lukas, Meika und Nils sind allesamt nette Gören. Sie verlangen von Klaus aber einhundertprozentige Aufmerksamkeit. Von ihm selbst, genau wie von seiner Geldbörse. Blöd nur, dass Klaus mit seinem Job als Fliesenleger bei der Firma seines Schwiegervaters so gar keine Aufstiegschancen sah.
Der alte Herr mochte ihn ohnehin nicht so gerne. Zu einfach gestrickt sei er. Zu wenig Selbstvertrauen und vor allem eben nicht „der Richtige“ für die Frau des Chefs.

Klaus fand schnell heraus, dass er den Trubel zu Hause schnell aus dem Sinn bekommen konnte, wenn er auf dem Heimweg noch schnell einmal abbog, in das Haus mit der roten Lampe, dass da so verborgen am Ende der Straße stand. Fast unsichtbar und doch für alle, die einer gewissen Neigung folgten, gut auffindbar.
Dort traf er dann Nadia. Nadia kam aus Polen, tat aber so, als sein sie Russin. Das hatte wohl mit den Verdienstmöglichkeiten zu tun, sagte sie. Nadia war ungefähr eins achzig groß und hatte (natürlich) strohblonde Haare.

Ein Rasseweib und genau die richtige Wahl, um seine Frau für einen kurzen Moment zu vergessen.

Doch Klaus wollte mehr. Er stellte sich ein gemeinsames Leben mit der jungen Dame vor. Er wollte Kinder. Noch mehr. Er wollte alt werden mit Nadia. Doch Nadia wollte nicht. Ihre Heimat in Polen verlangte ihre ganze Aufmerksamkeit. Dort wartete schließlich ihr junger Mann auf sie. Und ihr Vater sowieso.
Sie sei hier zum Studieren sagte sie, damit sie sich eine bessere Chance in dieser Welt ermöglichen kann. Weit gekommen ist sie nicht.

Leider macht all das Klaus sehr unglücklich. Er verstand die Welt nicht mehr. War es doch er, der versuchte, für alle nur das Beste zu tun. Doch das reichte allem Anschein nach nicht aus.

Schlussendlich kam es, wie es kommen musste. Klaus wurde Alkoholiker und seine Frau packte die Koffer. Die frischen Unterhosen und die Kinder nahm sie mit. 
Nun war Klaus wieder alleine. Selbst Nadia war nicht mehr in dem kleinen Haus am Ende der Straße.
Die paar Möbel, die ihm blieben, verkaufte er und hat ein paar Scheine zusammen.
Zusammen mit dem Geld und etwas Erspartem kaufe sich Klaus nun diesen Porsche 928. In weinrot. Mit Leder. Automatik und mit vollem Spoiler-Paket. Ein echter Traumwagen und so gar nicht für Klaus' Sparplan gedacht. Denn seine verflossene Frau Gemahlin und deren Heerscharen von Anwälten quetschen Klaus aus, wie eine überreife Orange. Was bleib war der Traum von Hoffnung und der Porsche 928, der nun schon seit 2011 im Hinterhof von Klaus alter Studentenbude steht. 
Doch Klaus war längst nicht mehr Klaus. Sondern lediglich ein Schatten seiner Selbst. Schade drum. Doch den Porsche, den will er niemals hergeben, zu tief sitzt der Schmerz und die Erinnerung an eine bessere Zeit. Mit Nadia.

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