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Honda XL 185

XL ist nicht die Größe

Eine lange Zeit…

… zwischen den bunten 70ern und den trendigen 2000ern baute Honda eine Mopette die sich gewaschen hatte. Aggressives Stollenprofil, rüttelnder Eintopf, Blinker so groß wie Omas Krapfen und eine Sitzbank, da konnte man auch zu dritt noch kommod drauf liegen ohne sich im Wege zu sein. 15NM Drehmoment und je Ausbaustufe absurde 16,3 PS. Sogar 6V reichten aus.
Die ganz harten Burschen reizten die Waffe aus Fernost gar so weit aus, dass die 120 am Tacho stand und ringsherum die Brocken fliegen.
Zugegeben, die großen Brüder macht das alles rasanter und spannender und überhaupt wirklich ernst nehmen konnte die XL185 erstmal eh kaum jemand. Aber! Und hier beginnt die eigentlich Geschichte, ich musste so einen Apparat der Freunde unbedingt einmal im Fuhrpark gehabt haben. War ich doch vom Elternhaus mit den Geschichten aus der guten alten Zeit groß geworden.
So kaufte ich mir unverblümt und mit keckem Blick eben dieses Eisen, das am Tage der Überführung bereits 32 Jahre und 4 Lackschichten auf dem Buckel hatte.

Anzahl der Vorbesitzer? Fragwürdig. Kilometer? Eher geschätzt. Aber für ein paar Hunderter wechselte das gute Stück den Besitzer und ritt die knappen 150km über die Autobahn gen Heimat. Ein Wahnsinnserlebnis! Ja habe die Ehre, jeder Brummifahrer hing mir im Nacken und jeder Berg wurde zum Katz- und Mausspiel. Unglaublich welche Ausdauer dieses Eisen besaß.
Doch der Motor hielt und die Stollenreifen gewöhnten sich mit der Zeit an den heißen Asphalt.

Erwähnenswert an dieser Stelle noch, dass die Honda in mattem Olivgrün gestrichen war und anstatt dem Brotkastenintrument einen Fahrradtacho montiert hatte. Sensationell! Außer den Blinkern und dem Licht war keinerlei stromraubendes Gadget verbaut. Die pure Instanz der Fortbewegung. Wonne! Wo nichts ist, kann auch nichts kaputt gehen. Da widerspricht dir niemand. Eh klar.

Nach endlichen Offroadattacken und Kreisverkehrüberquerungen dann doch das offensichtliche Aus mitten auf der Hauptstraße im Geburtsort. Der Motor streikte, ein kurzes Ruckeln und dann…nichts…gar nichts. Aus die Maus und vor allem hupende und wütend schnaubende Bürgerkäfigsinsassen, die versuchten irgendwas von sich zu geben. Ein Traum.

Es hieß also den gebrochenen Flügelimperialist an den Gehsteig zu schieben und mit offensichtlich fehlendem Werkzeug nach den Ursachen zu schauen. Zündfunke ist, Kerze schaut auch gut aus. Generell erschien mir auf den ersten Blick nichts daran schuld zu sein, warum die rollende Zeitmaschine auf einmal den Dienst quittieren sollte.
Doch dann, aus heiterem Himmel durchzuckte mich der Blitz im Geiste und das Aufdrehen des Tanks verriet den Grund der Miesere. Ja mein Gott, der Tank glänzt furztrocken in der Sonne. Leer ist er gewesen.

Wo nichts ist, kann auch nichts kaputt gehen. Da widerspricht dir niemand. Eh klar. Aber der angebrachte Tachometer, der fehlende Kilometerzähler und die noch nicht erfundene Spritwarnarmatur konnten eben doch nicht dafür sorgen, dass man früh genug an den Zapfhahn fährt und frischen Sprudel gegen Bares tauscht.

Hat eben doch nicht alles was gutes was früher mal war. Aber zumindest habe ich daraus gelernt und der grüne Vietcongbomber war seitdem immer Rand voll.

Und heute so?

Viele Jahre später - da war die Olive schon längst nach Marokko verschifft - fuhr ich Orangenes aus Österreich. Rennmaterial. Kompromisslos und polarisierend. Vollgepumpt mit Drivebywire und elektrischer Einspritzung. Seitenständersensor und Haumichblau. Stahlflex übrigens auch. Aber kein ABS.
Gut fürs Gewicht, aber weniger gut für die Gesundheit. So brachte mich ein kurzentschlossener Zug an der vorderen Bremse dazu in flotter Gangart einen Purzelbaum nach vorne zu machen und mit 100 Punkten in der Wertung mich und den Kürbis einmal in der Luft zu drehen. Spektakulär muss es ausgesehen haben. Doch 8 Wochen öffentlicher Nahverkehr machen weniger Lust auf mehr und so war die Einsicht schlussendlich groß und mehr Technik musste angeschafft werden.
Nach dem Kürbis folgte der nächste. Ein Herzog, diesmal mit ABS. Den ganzen anderen Firlefanz natürlich auch. Aber gegen die Griffheizung sträube ich mich nach wie vor. Geschadet hat der ganze Quatsch bisher noch nicht. Und wäre doch schick, wenn sich sämtliche Motordaten auch am Smartphone tracken ließen. Schon gut, wenn die gesamten GPS Daten mit Höhenprofilen und G-Kraft-Messungen und sonstiger Statistik nachher noch auswerten lassen, oder? Also ich freu mich drauf und vermisse das ganze Gejammere mit verstellten Vergasern auch ohnehin nicht. Aber erzählen, da tu das ich gerne von. Damals…wo die Gummistiefel noch aus Holz waren und das Radio schwarz weiß…

Weitere Alltagseisen

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