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Opel GT'aime

Nur fliegen ist schöner.

Nur fliegen ist schöner.

Wenn man zu einer Zeit aufwächst, in der man sich entscheiden muss, ob man nun zu Opel oder zu VW gehört, dann hat man nicht viele Möglichkeiten. Man wird 18 und braucht ein erstes Auto. Oftmals ist das dann doch weder der Opel noch der VW, dann ist das oftmals etwas ganz anderes. Ein Renault oder ein alter Toyota. Ein Micra vielleicht. Nun ja, eben das, was die Eltern, Großeltern und großen Geschwister in der Familie eben abzugeben haben.
Die ganzen Freunde fahren aber Opel. Oder VW. Auf jeden Fall keinen Renault und auch keinen Micra. Dennoch steht man irgendwo zwischen den Stühlen und fragt sich: Was ist denn nun eigentlich die bessere Marke. Opel? VW? Oder sind beide blöd? Gibt es das eigentlich, diese bessere Marke?

Oft wird man in so eine Denke herein geboren. Die Eltern fahren schon immer Opel, dann fährt man natürlich auch selbst einen. Bis zum Lebensende. Einem anderen geht es anders. Der sammelt seine VWs im Hinterhof, ist Familienvater und konnte sich bisher von keinem seiner 11 Fahrzeuge trennen. Warum auch? Platz ist ja da. Er würde auch nie etwas anderes fahren.
Die Familie hat es ja vorgemacht.
Hat man das Glück (das man damals noch nicht erkannte) und fuhr eben mit etwas ganz wildem durch die Gegend, dann lernte man irgendwann auch andere Marken zu schätzen. Man wollte aber anfangs weder mit dem ollen Opel noch mit dem spießigen VW etwas zu tun haben.

So war es auch bei mir. Ich mochte Opel nie sehr besonders. Das waren Prolloschüsseln. Verschandelte und mit GFK zugeklebte Möchtegernhöschenaufreißerkarren. Oft mit Rücklichter von ATU und Riffelblechimitatfußmatten. Schrecklich.
Und überhaupt waren es doch meistens nur die unteren Schichten, die Opel fuhren. E Kadett und Corsa A waren ganz was Verachtendes. Corsa B hingegen nur was für Mädchen und alte Frauen.
Am besten noch mit Teddybär Felgen (nn dieser Stelle einen Gruß an die liebe Eva, die uns diesen Trend erschaffen hat) - oh das waren Looser. Niemand wollte im Opel durch die Stadt fahren. Auch wenn es nur das Auto von Mama oder Oma war.

Doch Zeiten ändern sich und nach 4 Jahren mit Opel als Kunden änderte sich auch die Welt und somit die Sicht auf die Autos, die aus Rüsselsheim kamen.
Längst ist der Spott gegen die Kadetten einem innigen Lächeln gewichen. Was würde man so gerne in einem D Kadett durch die Stadt fahren. Fein restauriert oder mit leichter Patina. Vielleicht etwas tiefer gelegt, aber nichts Wildes. Außen braun, innen grün. Oder anderes herum. Ja das wäre was. Und mit Stahlfelgen. Oder mit den Ural Urs Teddyfelgen. Welch Wonne.

Und was ist mit dem Manta? Den wollte doch auch niemand haben? Dem ging es Jahre vorher so, wie später dem Kadett. Ein Prolloding war das. Nun kaum mehr zu finden. Jeder Scheunenfund ist längst in Sammlerhand.

Der GT übrigens auch. Um den soll es hier ja gehen. Was für ein Traum. Die Formen, wie aus dem Bilderbuch. Ein Gedicht von einem Fahrzeug. Elegant. Klein. Extrem handlich und wirklich mit absolut standfesten und in Massen produzierten hubraumschwachen aber ausreichenden Motoren.
Und ja: So etwas fehlt heute.

Der GT konnte alles. Außer Fliegen. Aber auch nur das ist schöner, so heißt es in der Werbung.
Das später das Astra Cabrio eben genau diesen Slogan verpasst bekommen hat, half weder dem Astra, noch hinterließ es mehr als einen faden Geschmack. Glücklicherweise denkt man heute nur noch an den GT und nicht an den dachlosen Kadett Nachfolger.

Ein interessantes Detail, das vermutlich nirgends wo mehr steht, ist, dass der GT keinen Kofferraum besitzt. Es besteht zwar die Möglichkeit, über den Innenraum hinter die Sitze noch irgendwas zu stopfen, aber von Außer und gar über eine Heckklappe, kommt man nicht mehr dran. Hier obsiegt doch die Form über die Funktion. Mutig. Ging aber auf.

Der nachfolgende GT, der 2007 vorgestellt und 2009 schon wieder eingestellt worden ist, war ein nicht ganz erfolgreicher Versuch, auf GM Basis einen Nachfolger für den Speedster zu bauen.
Vielleicht lag es am Spiel mit dem Namen. Vielleicht an der Verarbeitung. Aber schlussendlich ging der neue GT dann doch recht fix unter und ist heute fast vergessen.
Gebraucht übrigens auch relativ günstig zu haben. Aber will den schon, wo es den alten doch für kaum mehr zu bekommen gibt.

Weitere Alltagseisen

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