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Citroen 2CV

Flieg kleine Sauseente

Sonntags Vormittag mitten in Paris.

Familie Popadoux packt die Koffer, schmiert ein paar Brote, wirft das Boulespiel in die Tasche und schwingt sich voller Tatendrang in ihren 2CV, gerade Wegs noch rechtzeitig bevor es zu stickig wird um die lange Autofahrt bis an die Küste der Prevence in der Nachmittagshitze zu verbringen. Auch so ist es jetzt schon kuschlig warm, zu sechst im alten Citroen, den Papa Antoine damals von seinem Nachbarn, Monsieur Leclerc für einige harte Francs und einen Abend mit der heißen Elaine-Britgitte erworben hatte.

Ein Auto voller Eleganz und Treue, zuverlässig und ungemein französisch. Ein Packesel voller Nationalstolz und dem Hauch von Sportlichkeit. Schau sich einer mal diese Radläufe an, ein Hüftschwung der selbst den Glamour der selige Anne Collette verpuffen lässt. Formen und Figur der Revolution, vereint auf unter vier Metern ehrlichen Blechs.
Der Wein und die Chansons trällernden Bauern fliegen bildlich am inneren Auge vorbei. Ein Anblick der Raum und Zeit in einen Sog der Euphorie vereint, dass kaum jemand merkt, dass all dies nicht auf Kopfsteinpflaster nahe der Seine, sondern vielmehr in der Frankfurter Innenstadt ein Schauspiel auf höchstem Niveau veranstaltet.

Spanngurte versuchen bemüht die kantige Heckklappe vor dem Aufspringen zu hindern, während die Trikolore traurig über der Türe baumelt. Das Schiebedach, welches augenscheinlich schon die ein oder andere Revision hinter sich gebracht hat, spendet Luft für die Passagiere, während die hilfsbedürftig lackierte Karosse auf den Asphaltschneidern zäh durch den Verkehr geschwungen wird. Bon Chance mon ami. Auch du wirst den Weg zurück in die Heimat eines Tages noch finden.

Und es gibt sie noch. Staubige Studenten, knorrige Revoluzzern, junggebliebene Rebellen. All jene, die den Wink der Zukunft nicht abbekommen haben und die seit jeher immer noch in einer Welt leben, in der ein abgerockter und durchlebter 2CV zum guten Ton gegen das System gehört. Man muss ja auch was tun gegen den Kapitalismus und gegen die Welt, die sich so schnell weiterdreht ohne einen gefragt zu haben. Ja Scheiße noch eins! Nicht mit uns! - So oder so ähnlich muss es dort zu gehen, in den Köpfen derjenige, die den Spaß daran finden, ihren Citroen derart niedergewirtschaftet am Leben zu erhalten.

Und wir lieben altes Blech. Wir stehen auf Patina und wir wollen, dass das Garagengold auf der Straße bewegt wird. Aber dass noch so viele Hippieenten unter Laternen parken und mit eckigen Reifen zur nächsten Demo bewegt werden, das ist irgendwie… schräg. Und eigentlich, ja eigentlich ist auch das wieder genau das, worum es hier geht!
Also Freunde der Nacht. Schwingt euch in euer rostiges Federviech und trällert die Marseillaise. Bald wird es keinen Grund mehr zum demonstrieren geben.

Allons enfants de la Patrie, le jour de gloire est arrivé! Contre nous de la tyrannie, l’étendard sanglant est levé.

Weitere Alltagseisen

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Gute Fahrt.